Zicke steht seit Tagen fertig beladen und gepackt vor der Haustüre. Fast meint man zu hören wie sie mit den Hufen scharrt. Nach Nordenham soll es gehen, wo das 6.MGML-Treffen stattfindet. Endlich ist es soweit. Am Donnerstag, den 12.05.2005 um 16.30 Uhr geht es  los. Mit Tina, einer Kollegin aus dem Club Aktiv e.V. als Sozia geht es auf Fahrt. Da ich befürchte, die Entfernung aus der Eifel bis nach Nordenham auf einer Enduro mit Sozia nicht auf einen Sitz zu schaffen, ist geplant eine Zwischenübernachtung zu machen. Irgendwo oberhalb des Ruhrgebietes wollen wir einen Campingplatz ansteuern.

Zunächst geht es zum Tanken nochmal nach Echternach in Luxembourg. Der Luftdruck wird der gestiegenen Belastung angepasst. In zügiger Fahrt geht es auf der B257 nach Bitburg, von dort auf die B51 der wir auf dieser Tour über weite Teile folgen werden. Ein kurzes Teilstück der A60 liegt schnell hinter uns und weiter geht es wieder auf der B51 Richtung Blankenheim. Dort machen wir eine kleine Pause. Enduro, volles Gepäck und zwei Personen, da müssen sich die “Ärsche” erst mal dran gewöhnen. Von dort aus auf die A1, auf dem Kölner Ring über das Leverkusener Kreuz bis Schloss Burg, wo wir uns nochmals eine Pause gönnen. Eine gute Reisegeschwindigkeit von Zicke bei der Beladung stellt sich zwischen 100 und 120 km/h heraus. Gemütlich genug um noch die Landschaft zu geniessen, schnell genug um Strecke zu machen.

Schloss Burg, Erinnerungen an Klassenfahrten werden wach. Auch an Motorradtouren in der Zeit als ich noch im Rheinland wohnte. Aber schon bald geht es weiter. Ab Remscheid verdichtet sich der Verkehr. Eine Baustelle tut das Übrige um den Verkehrsfluss fast völlig zum erliegen zu bringen. Aber noch fliesst der Verkehr. Das sollte sich aber ab Hagen bis zum Kamener Kreuz gründlich ändern. Stop and Go ist die Devise. Wir auf 2 Rädern sind da im Vorteil und wir pfuschen uns regelwidrig zwischen den stehenden Autos und LKWs durch. Hinter dem Kamener Kreuz löst sich der Stau auf. Trotzdem bleibt er zäh fliessend. Am Rastplatz “Eichengrund” kurz vor Ascheberg, steht der Verkehr wieder. So eben schaffe ich es noch auf den Rastplatz. Nochmal Stau fahren habe ich keine Lust mehr. Auf dem Rastplatz bemerke ich, daß der Wirtschaftsweg nicht versperrt ist. Nix wie raus und über Feldwege geht es bis zur nächsten Bundesstraße. Gut dass Zicke eine wendige Enduro ist.

Da ich sowieso vor hatte ab Münster über Landstraßen nach Nordenham zu fahren, bleiben wir auf der Bundesstraße und die Suche nach einem Zeltplatz geht los. Ich frage einen Anwohner nach dem nächsten Zeltplatz. Der weiss auch direkt einen und beschreibt uns den Weg. Da fragt er uns: “Wieso bauen sie da hinter der Hecke auf der Wiese nicht ihr Zelt auf?” Er deutet auf eine grosse Wiese hinter seinem Haus. Ich danke ihm gebe ihm zu verstehen, daß wir im Ernstfall auf sein Angebot zurück kommen. Nun ja es kommt wie es kommen muß, wir finden den Zeltplatz nicht und landen tatsächlich auf der Wiese von dem freundlichen Münsterländer. Wir suchen eine Weile bis wir eine halbwegs trockene Stelle finden. Das Grundwasser ist hier ziemlich hoch wie es scheint. Schnell ist das Zelt aufgebaut, die Schlafsäcke und Iso-Matten “verlegt”. Ein guter Schluck Martini Rosso beschließt den Abend.   Tina schickt ihrem Freund noch eine (oder mehrere???) SMS. Sie gibt ihm den Namen des Ortes in dessen Nähe wir sind durch: “Rinkerode” (Wir müssen extra noch mal in der Karte nachlesen wie das geschrieben wird).

Tina ist ganz begeistert. “Der macht das so gerne, bestimmt sucht der schon auf der Karte.” Tina und ihr Freund haben einen grossen Plan. Weltreise. Sie lesen viel Reiseliteratur, wälzen Kartenmaterial und überlegen auf welche Weise sie ihr Vorhaben umsetzen wollen. Diese Fahrt ist auch Tinas erste Motorradreise. Sie ist ganz begeistert und sie freut sich a) auf ihren Führerschein den sie gerade begonnen hat und b) auf ihr erstes eigenes Motorrad, eine Moto-Guzzi V50 Monza. Ich möchte wetten dass sie während der Fahrt schon Ideen für eigene Touren hatte. Ich wünsche ihr und ihrem Freund viel Glück uns Spaß dabei.Morgens empfängt mich ein strahlendes Wetter. Raus, den Fotoapparat in der Hand, und den Gaskocher und den Kaffeekocher im Sinn. Wir packen die Sachen zusammen als das Telefon klingelt. Anja meine Frau ist am anderen Ende. Gerade will ich ihr mitteilen dass alles prima läuft und das Wetter....da kommt sie mit der Botschaft dass unsere Tochter Anna in der Nacht ins Krankenhaus kam. Weia! Wer solche Situationen erlebt hat, weiss wie man sich dann fühlt. Es stand nun die Entscheidung an, Reise abbrechen oder erst mal weiter fahren. Da aber alles ok zu sein schien, war meine Entscheidung: “Ich fahre jetzt erst mal nach Nordenham weiter, rufe regelmäßig  an und entscheide dann neu. Gesagt getan. Es sollte sich während des Wochenendes herausstellen, daß zu Hause alles im “grünen Bereich” ist. Allerdings waren meine Gedanken während des Wochenendes nicht nur in Nordenham, wie ihr euch sicher vorstellen könnt. Bleiben wir also bei der Fahrt nach Nordenham. Denn sehr schön war sie allemal.

Die Fahrt ging über Landstraße weiter. Östlich an Münster vorbei, hinauf in den Teutoburger Wald. Noch in Gedanken an Anna, verfahre ich mich dann gründlich und lande mitten in Osnabrück wo ich nun überhaupt nicht hinwollte. Ich finde den Weg hinaus in Richtung Melle. In Gesmold wird angehalten und erst mal gefrühstückt. Leckere Brötchen und Tschibo-Kaffee beleben unsere Geister. Passanten fragen uns nach dem Ziel der Reise und woher wir kommen. Einige würden am liebsten mitfahren. Über herrliche Straßen von Gesmold aus über  Westerhausen in Richtung Bad Essen durch den Teutoburger Wald. Tina, die ja mit Fug und Recht als Motorradanfängerin gelten darf, macht sich auf ihrer ersten weiten Strecke prächtig. Es stellt sich inzwischen der Idealzustand, die Einheit von Motorrad, Fahrer und Sozia ein, Kurven werden flüssig durchfahren, selbst extreme Schräglagen werden ohne das geringste Problem durchfahren. Wer nicht glauben will, dass das nördlich von Münster überhaupt anzutreffen ist, dem sei die Strecke zwischen Westerhausen und Bad Essen wärmstens empfohlen. Ein phantastischer Streckenabschnitt mit gutem Straßenbelag, Wald und vielen vielen Kurven die danach schreien schnell gefahren zu werden. Dabei geht es manchmal sehr tief runter in die Schräglage. Fein!

Bei Bohmte fahren wir wieder auf die B51 und folgen ihr bis zum Dümmer See, den wir ein mal umfahren. Wir machen dabei einen Abstecher durch das Ochsen Moor, halten zur Mittagsrast am westlichen Ufer. Pünktlich wie die Maurer ist um 12 Uhr “Schicht”. Vor Jahre war ich als Betreuer einer Jugendferienfreizeit in Damme, was ja in unmittelbarer Nähe ist. Seitdem war ich nie wieder dort. Erinnerungen werden wach. Wunderschön die Gegend um den Dümmer See. Als wir wieder losfahren wollen, ist soeben eine Hornisse auf Zickes Tank gelandet. Was für ein Brummer!

In Diepholz wird Zicke nochmal aufgetankt. 498 Kilometer ab Echernach. Ich nenne das einen guten Aktionsradius für ein Motorrad. Als künftige Monza-Fahrerin muß Tina diesen Job übernehmen und Bleiersatz beifügen. Sie macht das sehr gewissenhaft. Also ok.

Von Diepholz über Drebber nach Barnstorf wo wir die B51 wieder verlassen. Goldenstadt, Wildeshausen, Huntlosen, Kirchhatten und Hude sind die nächsten Stationen. Dort meldet sich Tina weil sie bald mal auf die Toilette muss. Also ein Café suchen und Pause machen. Lecker Erdbeerkuchen mit Sahne und ein Cappuchino, dazu Sonne und Wind vom Feinsten. Einfach schön. Von Hude über Berne, Elsfleht, Brake schon sind wir in Nordenham. Die Jugendherberge ist schnell gefunden, nach einigem Suchen auch das etwas versteckt liegende MGML-Treffen. Großes “Hallo!” und dann nichts wie das Zelt aufgebaut und auf den Troßwagen des Club Aktiv mit dem Rest der Boots-Tour-Crew die auch zum MGML-Treffen anreisen, warten. Da die aber gut 3 Stunden hinter uns sind, haben wir noch Zeit nach Nordenham zu fahren und ein Fischbrötchen zu essen. Am späten Nachmittag sind dann auch die restlichen 8 Leute des Club Aktiv e.V. da, Tina steigt in den Ford Transit um. Für sie ist jetzt eine kleine Rennpause. Sie fährt mit den anderen “Clubberern” nach Stollham, wo sie einen Bauernhof über Pfingsten gemietet haben.

Für mich beginnt erst mal das MGML-Treffen, mit vielen Gesprächen und vielen netten Leuten die ich zum Teil schon kenne oder auf diesem Treffen kennen lernen werde.

 

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